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Prof. Hüther und seine Vorzeigepädagogen vertuschen sexuelle Gewalt

Wer erinnert sich nicht an das so medienwirksam aufgepuschte Alm- oder Alp-Projekt der Sinn-Stiftung von Prof. Hüther und seinem Mitarbeiter Tibor B., das uns ab 2009 rauf und runter beweisen wollte, dass man ADHS-Kinder auf einer Schweizer Berghütte von den ach so schlimmen Psychostimulantien („Ritalin“) entziehen und über Erlebnispädagogik für die Zukunft prägen sollte.

Die lange vertuschte Kehrseite dieser schönen heilen Welt ist aber, dass der leitende Schulsozialpädagoge Tibor B. pädophil veranlagt ist und wohl das Abhängigkeitsverhältnis zu den Kindern auch zu sexueller Gewalt missbraucht hat. Ob darunter auch „Alm-Kinder“ sind, weiss ich nicht. Aber es kam zu einer Anzeige einer Mutter, die dann seitens der Sinn-Stiftung offenbar nicht weiter verfolgt wurde.

Begründung: „Eine Anzeige hätte den Charakter einer Verleumdung gehabt“. So jedenfalls lesen wir es in einem Bericht, der sich mit dem Wegschauen bei sexueller Gewalt gegen Schutzbefohlene beschäftigt.

Andererseits trennte sich die Sinn-Stiftung von Tibor B. und löschte dann die Belege, dass er jemals existierte. U.a. wurden die DVDs mit Vorträgen bzw. Berichten zum Alm-Projekt umgeschnitten und dabei Tibor B. schlicht eliminiert. Das hat Johannes Streif schön zusammengefasst zum Nachlesen und jetzt noch besser verstehen können.

Ein heikles Thema, das mich nach den schrecklichen Berichten um den Vorzeigepädagogen des Alm-Projektes von Prof. Hüther und der Sinnstiftung nicht ruhig lässt … Schon allein, weil jetzt möglicherweise ADHS-Freizeiten generell in Frage gestellt werden könnten.

Kinder mit psychischen Problemen bzw. Reifungsdefizit und Störungen der Impulskontrolle sind sicher einer erhöhten Gefährdung durch sexuelle Gewalt ausgesetzt. Sie werden sich noch weniger altersgemäss abgrenzen und sie sind leichter emotional erpressbar. Und werden sich eben viel später an ihre Eltern oder Bezugspersonen wenden, weil man ihnen eben häufig weit weniger glauben wird als einem Betreuer, wie dem leitenden Sozialpädaogen des Alm-Projektes Tibor B. oder gar dem Herrn Prof. Hüther.

Nun outet sich Tibor B. in einem Kommentar auf einer Internetseite (Tagesanzeiger.ch vom März 2011) selbst als ADHS-Betroffener. Einerseits ein „Gutmensch“, der 2011 dann schreibt :

Vielleicht sollte man einmal damit anfangen, AD(H)S nicht als Krankheit oder genetische Störung anzuschauen, sondern als Ausdrucksform, Gradmesser und Spiegel unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Die Diagnose AD(H)S nützt vor allem der Pharmaindustrie und Ritalin entbindet uns in den meisten Fällen von der Verantwortung, genau hinzuschauen und den Kern dieser Kinder wahrzunehmen. „

Und dann gleichzeitig über Jahre Jungs sexuell missbrauchen.

Stellt sich die Frage über den Einfluss einer suffizienten Therapie auf das VERHINDERN von sexueller Deliquenz. Da ja offenbar Tibor B. eben nicht sinnvoll behandelt wurde.

Pädophilie selbst ist sicher vielschichtig. Ob es eine sexuelle Veranlagung oder eine „Störung“ ist, weiss ich nicht. Sicher ist aber, dass man pädophil veranlagten Menschen helfen muss und kann, diese Veranlagung nicht in Form von sexueller Übergrifflichkeit gegen Kinder auszuleben.

In der Fachliteratur ist die erhöhte Auftrittswahrscheinlichkeit von ADHS (bzw. eigentlich wohl noch stärker Störungen des Sozialverhaltens bzw. auch eine sog. Psychopathie-Neigung) bekannt. Es ist ja auch leicht zu verstehen, dass nun eine gestörte Impulskontrolle bzw. verminderte Selbstkontrolle bei geringer Frustrationstoleranz und lebensgeschichtlich niedrigem Selbstwertgefühl vermehrt zu deliquentem Verhalten führt.

Nun wird da mit Tibor B. einem Sozialpädagogen blind vertraut, obwohl es an allen Ecken und Enden Warnungen über die Zustände auf der Vorzeige-Alm gab. Noch schlimmer aber, die Kinder wurden systematisch isoliert und noch dazu die Medikation entzogen, die ihnen etwas mehr Selbstkontrolle und Eigenverantwortlichkeit im Alltag ermöglicht. Gerade weil Tibor B. ja so einen Vertrauensvorschuss durch den ganzen Medien-Hype eines Prof. Gerald Hüther hat UND eben aufgrund seiner eigenen ADHS-Disposition vermutlich schnell Bindungen zu vulnerablen Kids gefunden hat, ist hier doch die Frage nach Verantwortung und gesellschaftlicher Entwicklung zu stellen.

Hier ist doch Aufarbeitung der Problematik angesagt, wir erleben aber ein Verdrehen und Vertuschen von Wahrheiten. Hüther wird massgeblich als Keynotespeaker zu Bildungsgipfeln, Pädagogik-Konferenzen etc. eingeladen. Immerhin hat sich jetzt die Katholische Kirche in München klar gegen die Sinnstiftung und ihre Unterorganisationen positioniert.

Immerhin ein Anfang. Es ist aber für Aussenstehende eben verdammt schwer zu verstehen, dass Hüther und seine Gefolgschaft eben aus einem Haufen von hochfragwürdigen Positionen und Menschenbildern besteht. So nett und verständnisvoll sie auch erscheinen. Da tummeln sich ewig gestrige Festhalte-Therapeuten neben Psychoanalytiker-Urgesteinen und selbsternannten Kinderrettern. Gemeinsam ist ihnen eigentlich nur, dass sie ADHS als Diagnose ablehnen.

Wir werden aber nicht aufhören zu den Risiken und Nebenwirkungen dieser Antipsychiatrie-Koalitation zu warnen.

8 Gedanken zu „Prof. Hüther und seine Vorzeigepädagogen vertuschen sexuelle Gewalt

  • Schülert

    @ „Sinnstifter“: und morgen könnte auch ihr Kind betroffen sein. Da möchten sie Menschen, die ihr Kind ernstnehmen statt verharmlosen und tabuisieren. Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Wahrung der Rechte von Straffälligen und dem öffentlichen Anprangern von sexueller Gewalt. Beides ist miteinander vereinbar.

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  • Ich hatte 2 traumatisierte Kinder aufgenommen.
    Die Mutter hatte diese Kinder emotional und körperlich misshandelt. Diese Kinder waren bindungsgestört.
    Ich kannte kein ADHS. Aber ich war schokiert wieviele Kinder angeblich krank sind.
    Was ich persönlich am schlimmsten fand, wenn Kinder aufgebaut werden und dann in die Alten Zustände zurückgeschikt werden. Mit unserer Gesellschaft stimmt etwas nicht mehr.
    Marion

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  • Grässlich, was bin ich froh für meinen Sohn und mich gute Ärzte und angemessene Behandlung zu haben. Das Leben mit ADHS ist auch mit optimaler Behandlung genügend herausfordernd.
    Was Prof Hüther diesen Kindern angetan hat, ist schon ohne sexuellen Missbrauch ein Verbrechen. Aber mit dem Missbrauch, frage ich mich ob das in der Schweiz nicht ein Offizialdelikt ist? Das hiesse, es muss auch ohne Anzeige eine Untersuchung eingeleitet werden.

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    • @Hamster
      Natürlich gibt es auch in der Schweiz Gesetze die sexuelle Beziehungen zu Minderjährigen, Schutzbefohlenen, Schülern, Patienten etc. absolut verbieten und unter Strafe stellen.
      Eine Strafverfolgungsbehörde wird von sich aus aktiv, wenn sie entsprechende Hinweise bekommt. Ob TB jemals straffrechtlich wegen sexueller Handlungen mit Minderjährigen belangt wurde, ist mir nicht bekannt. Ganz sicher werden in nächster Zeit die Themen nationale Datenbank für verurteilte Sexualstraftäter und teilweise oder absolute Berufsverbote diskutiert werden. T.B. ist als Fall schlimm, aber nicht wirklich interessant. Gut hinschauen soll man bei seinen einstigen Verbündeten in Sachen Ritalin Tabuisierung, wegen deren bemerkenswerten Vertuschungsmanövern.
      Wer so viel weiss, dass er zwei Jahre lang Spuren putzt, muss sich rechtfertigen.

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  • Sinnstifter

    Das Thema ist so heikel und gerade deshalb kann ich verstehen das sich alle Arbeitgeber zwar irgendwie unter der Hand kümmerten, aber keiner wirklich etwas unternahm bzw. unternehmen konnte. Logisch eigentlich auch das man sich aus der Schusslinie nehmen will, anstatt noch herauszuposaunen, man hätte einen pädophilen im Hause gehabt und mit Kindern zusammne arbeiten lassen…

    Irgendwie fehlt überall inhaltliches, noch immer keine richtigen Angaben zu dem was vorgefallen sein soll und was tatsächlich war. Ich denke in einer solchen Lage muss man die Risiken des sozialen Lebens ertragen.

    Noch immer ist der größte Hort des Mißbrauchs von Kindern die Familie und der Mißbrauch findet nicht nur sexuell statt sondern in allen erdenklichen Formen. Eltern geben ihre Kinder an Pädos weiter, Kinder werden als Besitzstand behandelt, emotional für die eigene Aufwertung benutzt, Gewalt ausgesetzt und in der Gesellschaft auf Leistung abgerichtet, beim Militär zu Mördern ausgebildet. Nein, so einfach ist die Welt nicht als das wir uns dazu verleiten lassen sollten, einen solchen letztlich kranken Menschen als Sündenbock für unsere Ängste herzunehmen und eine Hetzenjagd zu veranstalten.

    Man sollte aufpassen das einen diese schlimmen Medien Berichte nicht einen schwarzen Mann vorgaukeln, den es nicht gibt. Wir alle sind schwarz und weiß.
    ___

    Ich kann mir nicht vorstellen, daß jetzt überall ADHS bzw. Kinder-Freizeiten aus Angst gestrichen werden. Schulfreizeiten gibts auch noch und da sind auch schon schlimme Dinge passiert.
    Was aber sicher gut ist, wäre z.b. eine Opferberatungsstelle aufzusuchen und sich von diesen Beraten zu lassen, wie man Pädophile erkennen kann und wie man solche Formen vom Mißbräuchen aber auch falsche Verdächtigungen in diesen Freizeiten verhindern kann.

    Prävention sollte das A und O sein. Gefahr erkannt, gefahr gebannt. Und wenn doch etwas passiert: 100Prozentige Sicherheit gibts nicht, egal welcher Gefahrenherd. Aber etwas zu verbessern gibts fast immer.

    Antwort
    • Schülert

      @Sinnstifter: „Man sollte aufpassen das einen diese schlimmen Medien Berichte nicht einen schwarzen Mann vorgaukeln, den es nicht gibt. Wir alle sind schwarz und weiß“ Das ist gefährliche Relativierung. Wir sind komplexe Wesen mit vielen Facetten UND in der Lage, mit unseren destruktiven Anteilen so umzugehen, dass sie keinen Schaden anrichten. Hier geht es um einen Täter, der in U-Haft sitzt, weil er beschuldigt wird, sich in vielen Fällen sexueller Gewalt an Kindern strafbar gemacht zu haben. Das ist eine Tatsache, die benannt werden muss. Es hat weder etwas mit Projektion, noch mit „Hetzjagd der bösen Medien“ zu tun(diese inflationäre Terminologie ist unpassend, wenn sich ihre Stiftung selbst jedes Medium zu Nutze macht). Nicht nur die Familie ist der Hort von Missbrauch, sondern das gesamte Umfeld. Darunter gehören neben der Verwandtschaft gleichermaßen außenstehende Vertrauenspersonen, so wie Tibor B. es war.
      „Ich denke in einer solchen Lage muss man die Risiken des sozialen Lebens ertragen“ Das meinen sie hoffentlich nicht ernst. Das Leid müssen die Kinder ertragen, nicht wir. Aber wir sind verantwortlich für den Umgang damit – eine Tabuisierung stellt uns auf Täterebene.
      Transparenz, Besonnenheit, Authentizität und eine klare Distanzierung ist ein konstruktiver Weg, mit der Problematik umzugehen und ist ein Bestandteil der Prävention. Wenn auf diese Weise weiterhin das Almprojekt als positiv-einschneidende Erfahrung verkauft wird, ist das ekelhaft, bigotter Opportunismus, ausgetragen auf dem Rücken traumatisierter Kinder. Sollten sie mit ihren täterschützenden Aussagen die Sinn-Stiftung vertreten, hat sich die Organisation in meinen Augen diskreditiert.

      Antwort
      • Sinnstifter

        Mein Nick hat überhaupt nichts mit der Sinnstiftung zu tun und ich auch nicht mit dieser.
        Ich habe auch nichts relativiert. Versuchen Sie die Gedanken, wenn Sie möchten, doch noch einmal nachzuvollziehen.
        „täterschützenden Aussagen“
        Ich sehe mich in der Pflicht jederzeit auch die Rechte eines Täters oder einer unbeliebten Person zu schützen.
        Morgen könnte ich wegen irgendwas angeklagt werden, dann möchte ich auch das Menschen da sind, die mir helfen. Egal ob ich Mist gebaut habe oder unschuldig bin.

  • Pingback: Da kann ich meine Klappe nicht halten… | AnDerSsein

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